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Körpereinblicke in Verbindung mit John Harvey Kellogg

Körpereinblicke in Verbindung mit John Harvey Kellogg

Im Aargauer Kunsthaus stellt Marta Riniker-Radich in einer vielbejubelten  Einzelausstellung Arbeiten aus. Für einmal löst sich die Manor-Kunstpreisträgerin 2016 von den bunt-schillernden, menschenleeren Landschaften, für die sie bekannt ist. Sie expandiert in den realen Raum, in dem sie eine Serie neuer Papierarbeiten, Objekte, Videoprojektionen und Texte zu einem installativen Ganzen verbindet.

In ihren für Aarau ganz neu geschaffenen Werken befasst sich Marta Riniker-Radich mit unserem ambivalenten Verhältnis zu Körper und Gesundheit. Ausgangspunkt ihrer künstlerischen Recherche bilden die Schriften des amerikanischen Arztes John Harvey Kellogg (1852 – 1943). Hierzulande vor allem bekannt als Erfinder der Cornflakes (zusammen mit seinem Bruder Will Keith Kellogg), hatte der Sanatoriumsleiter als Vertreter eines holistischen Gesundheitsansatzes eine Vielzahl von Behandlungen, wie Hydrotherapie, Lichttherapie, Diäten und Massagetechniken entwickelt und propagiert. Ansätze, die auch gegenwärtig diskutiert werden und – teilweise in weiterentwickelter Form – eine breite Anwendung finden.

Mit präzisen, farbintensiven Zeichnungen von Körperteilen bietet die Künstlerin anatomische Einblicke, während sie in ihren neuen Videoarbeiten – die Künstlerin wagte sich erstmals daran – an die äusserst detaillierten Massageanleitungen Kelloggs anknüpft. Die intimen Gesten der ausgeführten Berührungen pendeln zwischen Zuwendung und unterschwelliger Aggression. Das Thema der Gewalt und körperlichen Disziplinierung ist auch den Objekten, die aus Alltagsmaterialien gefertigt sind, eingeschrieben.

Ergänzend zu diesen neuen Werkgruppen präsentiert die in Genf lebende Künstlerin Textpassagen und eigene, fiktionale Schriften. Ausgehend von Kelloggs Lehre befragt Marta Riniker-Radich zeichnend, filmend, gestaltend und schreibend unsere gegenwärtige Beziehung zum Körper, im Spannungsfeld von Wellnesstrends, Schönheitskult und Gesundheitswahn. Die Auseinandersetzung rund um die gesellschaftliche Normierung des Körpers mündet nicht zuletzt in die Frage nach Kontrolle und Macht, ein Themenfeld, das Marta Riniker-Radich seit langem beschäftigt.

Der Manor Kunstpreis, einer der wichtigsten Förderpreise des zeitgenössischen Kunstschaffens in der Schweiz, wurde 1982 von Philippe Nordmann ins Leben gerufen, um jungen Schweizer Kunstschaffenden eine Plattform zu bieten. Ein Blick auf die Liste der Preisträger/-innen zeigt, dass der Manor Kunstpreis zum internationalen Durchbruch einer ganzen Reihe von Künstlerinnen und Künstlern, wie zum Beispiel Luciano Castelli (Kunstpreis Luzern 1984), Marie José Burki (Kunstpreis Genf 1993), Pipilotti Rist (Kunstpreis St. Gallen 1994) oder Lena Maria Thüring (Kunstpreis Basel 2013), beigetragen hat. Umso spannender wird es sein, sich mit den neusten Arbeiten von Marta Riniker-Radich auseinanderzusetzen.

Im Rahmen der Ausstellungsreihe für junge Kunst sind bis 7. August auch Werke von Pauline Beaudemont zu sehen. Träume und Utopien bilden den Subtext vieler ihrer Arbeiten. Für ihre CARAVAN-Ausstellung richtet sie in den Sammlungsräumen des Aargauer Kunsthauses ein surreal anmutendes Setting ein, in dem goldene Schnecken die Protagonisten einer Videoinstallation sind, die sich sekundenschnell verändert.

Bild: Marta Riniker-Radich (rechts) steht im Fokus der Medien (Cornelia Forrer)
30. April bis 7. August 2016
Marta Riniker-Radich
Manor Art Award 2016

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