Eine Kolumne von Julia Onken

Eine Kolumne von Julia Onken

Die olympischen Spiele sind beendet. Kaum sind die Schlagzeilen über schnellste, höchste und weiteste Leistungen verschwunden, drängt sich eine neue Disziplin in den Vordergrund: der Liebesakt.

von Julia Onken

Als Spitzenathletin dieses Fachs gilt eine junge Frau, die es bis anhin auf mehr als 200 Genital-Kontakte mit wechselnden Partnern gebracht haben soll – wie wir vor einigen Tagen in der Zeitung lesen konnten. Da wird die Phantasie vieler Herren beflügelt, gar viele sehen sich bereits in vorfreudiger Erregung in einer langen Warteschlage anstehen.

Frauen hingegen tun sich schwerer, die 200er-Marke zu bewundern. Denn die Latte ist schwindelerregend hoch gelegt und selbst bei regem Verkehr kaum zu toppen. Die Bilanz der meisten ist vergleichsweise mager, deren Sexpotentaten lassen sich oft genug an einer Hand abzählen. Entsprechend schnell ist die Meinung gemacht: Die Protagonistin ist eine Schlampe.

Für die meisten Menschen sind sexuelle Energien vitalisierend. Werden diese dann zusätzlich von Liebesgefühlen flankiert, bescheren sie uns paradiesische Lebensphasen. Pure Lebensfreude, gespickt mit allerlei Glücksgefühlen, sprudelt durch unsere Adern. Deshalb wünschen sich viele, dieser Zustand möge lange anhalten – oder sogar ewig.

Reger Partnerwechsel weist also nicht nur auf eine grosse Libido hin – sondern auch auf sich wiederholende Enttäuschungen. Damit es auch Männer verstehen: vergleichbar mit einem Motor, der nach der Betätigung des Anlassers zwar kurz anspringt, ein paar Meterchen hüpft, dann aber bockstill stehen bleibt. Immer neu, immer wieder. Und das ist doch eher bedauernswert.

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