Léonie will erzählen

Léonie will erzählen

Léonie titelt sich das neue Sachbuch aus dem orte Verlag. „Léonie“, eine junge Frau, erzählt von ihrer Kindheit und Jugend voll Gewalt und Missbrauch. Sie tut das aus eigenem Antrieb und weil sie anderen Opfern zeigen will, dass ein gutes Leben trotz traumatischer Vergangenheit möglich ist. Yvonne Steiner hat sich mehrere Male mit Léonie getroffen und deren Geschichte aufgeschrieben und herausgegeben.

Léonies Geschichte ist ein exemplarischer Einzelfall. Und doch wieder nicht. Experten schätzen nämlich, dass zwischen 20 und 30 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in der Schweiz schon ein Mal in irgendeiner Form Opfer von sexuellen Übergriffen geworden sind. Auf diese Tatsache möchte das Buch auch hinweisen. „Die Gesellschaft soll akzeptieren, dass sexuelle Gewalt vorkommt, und sie soll hinsehen“, sagt Yvonne Steiner.

„Dieses Thema beschäftigt mich schon seit Langem. Ich habe mit Tätern gearbeitet, als Gefängnis-Seelsorgerin und später im Leitungsteam einer Justizvollzugsanstalt“. Auf die Geschichte von Léonie wurde Yvonne Steiner aufmerksam gemacht durch einen Bekannten aus ihrer früheren Tätigkeit. Mit grossem Interesse sei sie dann auf die Geschichte eingegangen „Normalerweise reden Menschen nicht über solche Themen. Es ist aber auch sehr schwierig, weil man die Betroffenen verletzen kann“, vermerkt Yvonne Steiner.

„Léonie ist das Pseudonym der jungen Frau, die ich mehrere Male getroffen habe, und zwar in der Praxis ihrer Psychotherapeutin. Léonie will an die Öffentlichkeit gelangen, ihr Anliegen anderen mitteilen, ermutigen, darüber zu reden und mit einer Missbrauchsgeschichte nicht allein zu bleiben“ betont Yvonne Steiner. Für Léonie hätten die Gespräche sehr befreiend gewirkt. Schliesslich ist bekannt, dass es viele Betroffene gibt, vor allem auch ältere Frauen und Männer, die solche traumatischen Erfahrungen ein Leben lang mit sich herumtragen und nicht darüber reden. „Es ist schwer, darüber zu sprechen, wenn man sich nicht in einem geschützten Rahmen befindet“, erklärt Yvonne Steiner. Betroffene müssen ernst genommen werden, am besten von neutralen Fachpersonen, die mit solchen Fragen umgehen können.

Über Missbrauch reden, ein Thema, das alle angeht. Bemerkenswerterweise sind ja viele Täter und Täterinnen, die die Integrität anderer Menschen verletzen, früher selber Opfer von Missbrauch und Gewalt gewesen. Es empfiehlt sich, als Aussenstehender nicht in die Familie einzugreifen. In solchen Fällen soll man Fachstellen kontaktieren und sich beraten lassen, ansonsten kann viel kaputt gemacht werden.

Léonie erzählt ihre unvorstellbare, herzergreifende, wahre Geschichte, in der auch ihr Freund Urs seine Sicht schildert. Ferner kommen die Psychotherapeutin und eine Opferhilfestelle zu Wort. Das Nachwort der Herausgeberin Yvonne Steiner und die Adressen der empfohlenen Fachstellen bei Fragen zur sexuellen Gewalt runden das Buch ab.

“Léonie” ist im Orte Verlag erschienen. Yvonne Steiner ist in Zürich geboren und aufgewachsen. Ausbildung zur Sekundarlehrerin, später Theologiestudium an der Universität Zürich und Ausbildung in psychologischer Beratung. Nach langjähriger Tätigkeit in der Gefängnisseelsorge und im Justizvollzug arbeitet sie als Lektorin. Sie ist Autorin mehrerer Sachbücher und lebt in Schwellbrunn.

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