Papst Franziskus warnt seine Räte vor Gender

Papst Franziskus warnt seine Räte vor Gender

Es seien vier grosse Herausforderungen zu meistern: den Blick – gegen die zunehmende Ich-Zentrierung – stärker auf den Mitmenschen zu lenken, die Würde des Menschen als Geschöpf Gottes zu entdecken, das Mitleid auf den Umgang mit den Schwächsten als Korrektiv und gegen Bürokratie und Technologie zu lenken und die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern im Auge zu behalten, ohne dabei Unterschiede zwischen Mann und Frau zu neutralisieren.

In einer Grundsatzrede vor den Mitgliedern der Päpstlichen Akademie des Lebens (PAV) nannte der Papst die aus seiner Sicht zentralen Punkte für einen wissenschaftlich-ethischen und zeitgemässen Dialog. Die Arbeit dürfe nicht auf problematische Einzelfragen beschränkt werden. Wenn die Kirche das Leben begleiten wolle, müsse sie Verantwortung im technologischen Zeitalter angemessen wahrnehmen. Papst Franziskus sagte, begeistert von sich und der Technik verlören viele Menschen den Blick für ihren Nächsten. Gleichzeitig verspürten Männer, Frauen und Kinder überall auf der Welt «mit Bitterkeit und Schmerz die illusorischen Versprechen des technokratischen Materialismus». Wahrer wissenschaftlicher und technologischer Fortschritt müsse daher zu einer menschlicheren Politik führen. Ausserdem erinnerte der Papst an die wesentliche Aussage der biblischen Schöpfungserzählung: Jeder Mensch sei «von Gott gewollt und um seiner selbst geliebt, und nicht bloss ein gut organisierter und in der Evolution selektionierter Zellhaufen».

Deutlich wandte sich der Papst gegen ein «überzogenes Genderdenken». Es sei unrecht, Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern herstellen zu wollen, indem man die Unterschiede zwischen Frauen und Männern neutralisiere. Die «Utopie des Neutrums» schränke die menschliche Würde in ihrer geschlechtlichen Ausrichtung sowie in ihrer Bedeutung bei der Weitergabe des Lebens ein. Die geschlechtliche Identität des Menschen aufzuweichen, beraube ihn der Energie und Kreativität, die in der Beziehung zwischen Mann und Frau steckten. Schließlich gelte es, «ein Ethos des Mitleids und der Zärtlichkeit» für den Menschen in den verschiedenen Lebensaltern zu entwickeln, «besonders für die Kinder und die Alten». Eine Gesellschaft, in der alles nur ge- und verkauft werde, habe den Sinn des Lebens bereits verloren, warnte der Papst.

Die Akademie für das Leben wird von Erzbischof Vincenzo Paglia geleitet und hielt kürzlich ihre Vollversammlung ab. Franziskus hatte der Akademie im vergangenen November ein neues Statut gegeben. Betätigungsfelder sind demnach nicht mehr nur «die Förderung und der Schutz des menschlichen Lebens», sondern auch Geschlechter- und Generationenforschung, sowie individuelle Schutzrechte, eine «Humanökologie» und das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt. Die PAV zählt 45 ordentliche Mitglieder, die vom Papst auf fünf Jahre ernannt wurden, sowie 87 korrespondierende Mitglieder, 13 Jungwissenschaftler und vier Ehrenmitglieder aus insgesamt 37 Ländern.

Bild: Papst Franziskus hat einiges rund um die katholische Kirche erneuert, der Platz der Frauen ist für ihn aber klar.

Klare Aussagen von einem reinen «Männerausschuss» zu den Problemen der Welt: Gender ist offensichtlich eines der akutesten Themen. Haben wir also in den Jahren der Amtsdauer des neuen Papstes Franziskus angenommen, dass Frauen vielleicht einmal eine andere, denn die dienende und assistierende, jene der Mutter und der (fast) alleine Verantwortlichen für die Familie, spielen könnte, lagen wir damit falsch. Ob sich die katholische Kirche wohl jemals erneuern wird?

Cornelia Forrer
Redaktionsleiterin

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