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Das Frauenmuseum Hittisau erhält den Österreichischen Museumspreis 2017

Das Frauenmuseum Hittisau erhält den Österreichischen Museumspreis 2017

Es handelt sich beim Österreichischen Museumspreis um die höchste staatliche Auszeichnung für Museen in Österreich. Der Preis ist mit Euro 20.000 dotiert und wurde in diesem Jahr dem Frauenmuseum Hittisau zuteil. Frauenmuseen seien nie bequem, findet die sechsköpfige Jury. Seit 17 Jahren habe es das Frauenmuseum aber immer wieder geschafft, sich kritisch mit gesellschaftlichen Fragestellungen auseinanderzusetzen – und dies mit «erstaunlichem Weitblick».


In der Begründung des Beirats heisst es: «Frauenmuseen sind nicht bequem. In der Stadt ist das Widerspenstige eine Qualität des Urbanen. In ländlichen Regionen braucht es dafür einerseits den Mut zur direkten Konfrontation, andererseits ein integratives Augenmass, um Veränderungen auch tatsächlich anzustossen. Das Spezialmuseum, nunmehr bereits 17 Jahre alt, hat den Beweis erbracht, dass sich die kritische Auseinandersetzung zu den weiterhin wichtig bleibenden gesellschaftlichen Fragestellungen in einer Region wie dem Bregenzerwald gewinnbringend führen lässt – insofern ist es beispielgebend für Museen im ländlichen Raum generell.»

Aktuell, überraschend und klug

Und weiter: «In ausserordentlich kluger Programmierung gelingt es dem Museum in ebenso unaufgeregter wie beständiger Weise, Frauengeschichte und Frauenkultur ins Zentrum zu stellen.» «Erstaunlich weitblickend» habe das Museum zum Beispiel schon 2005 eine Ausstellung mit dem Titel Kopftuch-Kulturen gezeigt. Der Beirat weist auf den hohen Stellenwert der Vermittlung, der sich in der Anzahl der beschäftigten Kulturvermittlerinnen wiederspiegle, sowie auf die Bedeutung des Frauenmuseum Hittisau als Kulturort hin: «In einer Zeit, in der zahllose Frauenkultureinrichtungen unserer GeSellschaft abhanden kommen, ist diese Einrichtung eine umso erfreulichere und würdigenswerte Tatsache!»

Ebenso würdigt der Museumsbeirat die Tatsache, dass alle im Frauenmuseum Hittisau beschäftigten Frauen – es sind zwanzig Frauen im Alter zwischen 16 und 87 Jahren – für ihre Tätigkeit bezahlt werden: «Sich konsequent und glaubwürdig mit der Frage des Stellenwerts von Frauen in unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen, bedeutet, auch ihre Arbeitsleistungen entsprechend zu honorieren. Stefania Pitscheider Soraperra, die Direktorin des Frauenmuseums, hat das Museum gemeinsam mit der Gemeinde Hittisau auch zu einem klaren arbeitsmarktpolitischen Statement gemacht. Auch in dieser Hinsicht ist das Frauenmuseum beispielhaft», so die Jury.

«Nach 17 Jahren sind wir dabei, unser Museum in eine neue, unabhängige Rechtform zu überführen. Dass wir gerade jetzt mit dem Österreichischen Museumspreis ausgezeichnet werden, ehrt uns, bestätigt uns, motiviert uns», so Direktorin Stefania Pitscheider Soraperra. «Wir benötigen dringend eine fixe Kulturvermittlungsstelle. Dieser Preis ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.» Das Frauenmuseum Hittisau ist das erste und einzige Frauenmuseum Österreichs. Es ist ausserdem europaweit das einzige Frauenmuseum im ländlichen Raum. Es wurde im Jahr 2000 gegründet und zeigt zwei bis drei Ausstellungen jährlich zu frauenrelevanten Themen.

Ort der Auseinandersetzungen und der Diskussion

Das Frauenmuseum Hittisau versteht sich als Ort des Auseinandersetzung, der Diskussion, der Reibung. Neben den Ausstellungen veranstaltet es ein dichtes Programm an Vorträgen, Komponistinnenkonzerten, Workshops, Symposien, Schreibwerkstätten oder Lesungen. Die Auseinandersetzung mit Geschichte und Kultur aus Frauenperspektive vertieft oder erweitert weibliche Identitäten, regt Reflexionsprozesse an und schärft das Bewusstsein von Frauen und Männern für die historische und gesellschaftliche Bedingtheit von Geschlechterrollen und deren Gestaltbarkeit.

Eine grosse Besonderheit ist die Art der persönlichen Vermittlung. Zwanzig Frauen aus der Region, von höchst unterschiedlichem sozialen Hintergrund und verschiedenen Alters setzen sich monatelang – begleitet von Fachleuten und ExperInnen – intensiv mit den Ausstellungsthemen auseinander und erarbeiten ihren persönlichen Blickwinkel, um dann mit MuseumsbesucherInnen in eine authentische Kommunikation treten zu können. Dieses Konzept und seine Umsetzung zieht ein internationales Publikum ebenso wie die einheimische Bevölkerung an.

Das Frauenmuseum Hittisau ist Gründungsmitglied der Internationalen Vereinigung der Frauenmuseen IAWM (iawm.international), deren Patin die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi ist und ist seit zahlreichen Jahren auch Mitglied der FrauenVernetzungsPlattform ostschweizerinnen.ch.

Bild Frauenmuseum: Das Team des Frauenmuseums Hittisau

Die Ernennung hat Kulturminister Thomas Drozda bekannt gegeben. Verliehen wird der Österreichische Museumspreis auf Empfehlung des Museumsbeirats.

Diesem gehören folgende Personen an:
Bettina Habsburg-Lothringen (Leiterin der Museumsakademie des Universalmuseums Joanneum in Graz),
Peter Keller (Generaldirektor von ICOM), 
Helmut Lackner
 (stv. Direktor Technisches Museum Wien), 
Christina Leitner
 (fachliche Leiterin Textile Kultur Haslach), 
Doris Prenn
 (prenn_punkt, büro für kommunikation und gestaltung) und 
Gabriele Rath
 (Rath & Winkler. Projekte für Museum und Bildung, Innsbruck).

AKTUELL

Das Frauenmuseum Hittisau ist vom 9. bis 28. 10. 2017 geschlossen.

Es ist im Aufbau der neuen Ausstellung:

pflege das leben

Betreuung*Pflege*Sorgekultur

29.10.2017 – 07.10.2018

Eröffnung: Samstag, 28. 10. 2017 | 17:00 Uhr

www.frauenmuseum.at

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