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Die FDP Frauen wollen endlich wieder eine FDP Bundesrätin – fast 30 Jahre seit Elisabeth Kopp sind genug

Die FDP Frauen wollen endlich wieder eine FDP Bundesrätin – fast 30 Jahre seit Elisabeth Kopp sind genug

Umfragen zeigen, dass sich das Volk für die Nachfolge von Bundesrat Didier Burkhalter eine Frau wünscht. Die FDP hat es 28 Jahre lang verpasst, nach alt Bundesrätin Elisabeth Kopp, eine weitere Bundesrätin zu stellen. Und selbst die Ostschweizer Ständerätin Karin Keller-Sutter, die über einen anerkannten Leistungsausweis verfügt, hatte neben Johann Schneider-Ammann das Nachsehen.

Von sieben Bundesräten sind seit ein paar Jahren gerade mal wieder zwei weiblich. Und gerade die FDP hat es immer wieder verpasst, eine Frau zu nominieren. Dabei hätte es auch in der Vergangenheit schon sehr fähige Kandidatinnen gehabt. Die Präsidentin der FDP-Frauen Schweiz, Doris Fiala, fordert ihre Partei nun auf, endlich ausschliesslich weibliche Kandidatinnen zu nominieren – im allerschlechtesten Falle wenigstens beim Rücktritt von Bundesrat Johann Schneider-Ammann.

Immer wieder aufstehen

Doris Fiala ist eine Politikerin, die es nicht immer einfach gehabt hat, doch sie strampelte sich immer wieder hoch, zum Beispiel, als Plagiatsvorwürfe laut wurden. Nun wurde ihr von den Delegierten der Stadtpartei Zürich schon zum zweiten Mal die Stadtratskandidatur verunmöglicht. Doch darüber steht die Nationalrätin und erstarkt. Momentan fordert sie im Namen der FDP Frauen lautstark ihre Partei auf, endlich eine freisinnige Frau für den Bundesrat zu nominieren.

Der Favorit für die Nachfolge des zurücktretenden FDP-Bundesrates ist selbstverständlich männlich. Zu keinem Moment war eine Frau in den Köpfen der FDP-Herrschaften, als nach Top-Kandidaturen Ausschau gehalten wurde. Man achtet auf die regionale Vertretung, auf das Vorrecht des Tessins, vielleicht auch des Welschlandes, auf die richtige Parteizugehörigkeit, den Leistungsausweis und weitere wichtige Voraussetzungen, doch eine weibliche Vertretung ist keine Option. Keine Ahnung, warum die Zahl der FDP-Frauen im Nationalrat zurückgeht, warum Karin Keller-Sutter noch die einzige FDP-Ständerätin ist und warum die FDP nicht selber ein Interesse zu haben scheint, der ersten Bundesrätin überhaupt, endlich eine weitere FDP-Bundesrätin nachfolgen zu lassen (???).

Weibliche Vorbilder gesucht

«Es braucht mehr weibliche Vorbilder», sagt Doris Fiala, die sich nicht als Feministin bezeichnen möchte, obwohl sie anerkennt, dass die Frauen ohne den Kampf der Feministinnen um einiges schlechter gestellt wären, als sie es heute sind. «Man würde wohl noch immer um das Frauenstimmrecht kämpfen, hätte es die Feministinnen der Siebzigerjahre nicht gegeben», so Fiala. Eine Tessinerin, die kandidieren könnte, gibt es momentan nicht. Ex-Regierungsrätin Laura Sadis hat sich von der Politik verabschiedet. Somit sehen die FDP-Frauen am ehesten die Chance, beim Rücktritt von Johann Schneider-Ammann, auf eine Doppelkandidatur von Frauen zu pochen. Sie sind sich dessen bewusst, dass man sonst immer wieder Gründe finden wird, warum die männliche Kandidatur einfach besser passt.

Die junge Westschweizer Nationalrätin Isabelle Moret, die Waadtländer Regierungsrätin Jacqueline de Quattro, oder die Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh sind einige fähige potentielle Bundesrätinnen, wie natürlich die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter, oder die Parteipräsidentin der FDP, Petra Gössi, aus dem Kanton Schwyz. Karin Keller-Sutter sei als Regierungsrätin halt im Jahr 2010 zu wenig gut im Bundeshaus vernetzt gewesen, wurde in den Reihen der FDP damals argumentiert, doch der gewählte Johann Schneider-Ammann war es ebenfalls nicht, sondern genoss hohe Anerkennung in der Wirtschaft. Karin Keller-Sutter aber hatte sich als geradlinige Justizministerin in der ganzen Schweiz und über alle Grenzen hinweg einen Namen geschaffen (Asylrecht, häusliche Gewalt) und gar Geschichte geschrieben.¨

Die naturgegebene Ordnung

«Die Frau ist oft von Natur aus im Nachteil», sagt Doris Fiala. Sie muss sich nämlich die Frage stellen, ob sie neben der Karriere und den Kindern auch noch die Kraft für die Politik hat. Hätte eine Frau die Wahl, im Beruf Karriere zu machen, entscheide sie sich meist dafür und nicht für die Politik. Es gebe aber auch klar Fälle, in denen es eine Rolle gespielt habe, ob eine Frau oder ein Mann bei wichtigen Wahlen das Rennen machte. Für die ehemalige Ständerätin Christine Beerli (2003), sei der Faktor weiblich sicher relevant gewesen, als sie gegen den Appenzeller Hans-Rudolf Merz unterlag, oder eben auch im Falle von Karin Keller-Sutter (2010), die gegen Johann Schneider-Ammann das Nachsehen hatte.

«Wenn Frauen bei Nominationen und Wahlen regelmässig unter die Räder kommen, ist das kein gutes Signal an den Nachwuchs», sagt Fiala. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei darum voranzutreiben. Männer sollten sich vermehrt für die (Politik-)Karriere der Frauen stark machen. Digitalisierung und Homeoffices seien Chancen für beide Geschlechter. Die Steuerprogression dürfe, wenn Frau und Mann arbeiten, nicht mehr den Lohnzuwachs auffressen. Ein wichtiger Schritt sei darum die Individualbesteuerung. Nie ganz mit dem Erwerbsleben aufzuhören, auch wenn eine Frau Kinder bekomme, sei zudem wichtig. Eine Frau kann es sich heute oft nicht mehr leisten, einfach mal sechs Jahre ausschliesslich bei den Kindern zu bleiben, wie es bis vor wenigen Jahren noch üblich war. «Wir müssen für die jungen Frauen kämpfen.»

Frauenförderung ist sexy

Eine Firma, die attraktiv als Arbeitgeber sein will, kann sich der Frauenförderung heute nicht mehr entziehen. Als eine der ersten Amtshandlungen als Präsidentin der FDP-Frauen hat Doris Fiala darum eine breite Umfrage bei Schweizer Firmen lanciert. Dabei wurde nach der betriebsinternen Frauenförderung, nach Teilzeitmodellen, Homeoffice und Karrieremöglichkeiten gefragt. Noch sind nicht alle Antworten eingetroffen, aber börsenkotierte Firmen machen bereits schon viel. Es sei auch bei grösseren Konzernen einiges im Fluss. In der Politik aber hinkt man der Wirtschaft noch immer hinterher.

Mit der Forderung nach Quoten (FDP Frauen im Jahr 2012) sei man leider nicht sehr weit gekommen. Die Lösung von Justizministerin Simonetta Sommaruga, wodurch Unternehmen in regelmässigen Abständen Rechenschaft zur Situation der Frauen im Betrieb ablegen müssten, sei motivierend, wenn auch harmloser als eine Quote. Doris Fiala sieht erfolgsversprechende liberale Alternativen zu Quoten und Gesetzen. «Wenn die linken jungen Frauen das Gefühl haben, das Verbrennen von Büstenhaltern sei im Jahr 2017 ein adäquates Vorgehen, dann tut es mir leid», sagt die Präsident der FDP Frauen Schweiz zu Aktionen der Juso unter Präsidentin Tamara Funiciello. Das sehe doch eher aus, als seien diese Frauen irgendwo in den 1970er-Jahren stecken geblieben.

www.fdp-frauen.ch

Bild zVg: Doris Fiala ist erst seit Kurzem Präsidentin der FDP Frauen Schweiz, die nun eine nächste FDP-Bundesrätin fordern.

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