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Die Golden Globes als Schauplatz gegen die Ungleichbehandlung von Frauen

Die Golden Globes als Schauplatz gegen die Ungleichbehandlung von Frauen

Die «Golden Globes», die «kleine Schwester der Academy Awards» wurden mit noch grösserer Spannung als gewöhnlich erwartet. In diesem Jahr trug man auf dem roten Teppich vorwiegend Schwarz – als Zeichen für die Ungleichbehandlung der Frauen und gegen den Sexismus im Business. Vom «Abend der Frauen» wird in den meisten Berichterstattungen denn auch berichtet.

Holllywood zeigte sich für einmal besonders kampfeslustig und trat geschlossen gegen den Sexismus und gegen die systematische Ungleichbehandlung der Frauen im Filmbusiness auf. Die 75. Auflage der «Golden Globes» war damit eine einzige Demonstration gegen den Machtmissbrauch durch Alphatiere wie Harvey Weinstein oder Kevin Spacey.

Nicht umsonst wirkte der sonst farbenfrohe Trubel auf dem roten Teppich wie eine Beerdigung. Die Mehrheit der Stars und Sternchen kam nämlich in Schwarz. Man zeigte sich damit solidarisch mit der Initiative «Time’s Up». Bei dieser hatten im Zuge der #MeToo-Kampagne dreihundert Hollywoodstars einen Fonds für den Rechtsbeistand der Opfer von sexueller Belästigung gesammelt – im Umfang von rund 13 Millionen Dollars.

Auffallend viele Männer trugen das Logo der von der «Time’s Up»-Mitinitiatorin Reese Witherspoone in Auftrag gegebenen Anstecker an ihren Sakkos und Hemden. Einige weibliche Stars traten demonstrativ mit politischen Aktivist/-innen auf. Megastar Meryl Streep zeigte sich mit Ai-jen Poo, der Chefin der «National Domestic Workers Alliance», einer Organisation, die sich für finanzielle Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frauen am Arbeitsplatz einsetzt. Laura Dern brachte Mónica Ramírez mit und Susan Sarandon Rosa Clemente, eine Politikerin der Grünen Partei.

Die Eröffnungsrede von Seth Meyers, dem ehemaligen Saturday Night Live Chefschreiber, war ein Paukenschlag. Ihm war es beschieden, die erwartete Lockerheit des Anlasses, die schwierige gegenwärtige Lage und die Rolle des Gastgebers auf einen Nenner zu bringen. Meyers ist bekannt für seinen bitteren Spott. Bei den Emmy Awards 2014 hatte er beispielsweise über das Trinkverhalten bei den Golden Globes gelästert.

Kleiner Auszug  der diesjährigen Ansprache gefällig?

 «Marihuana ist 2018 erlaubt und sexuelle Belästigung ist es nicht mehr.», «Für die männlichen Nominierten: Es wird das erste Mal seit drei Monaten sein, dass ihr keine Angst haben müsst, wenn euer Name öffentlich ausgerufen wird.» «Hollywood Foreign Press – kaum eine Buchstabenfolge hätte Präsident Trump mehr ärgern können.», und – das Highlight: «Harvey Weinstein ist heute nicht hier, aber wenn er in 20 Jahren wieder hier sein wird, wird er der Erste sein, der beim Totengedenken ausgebuht werden wird.»


Die Frauen im Fokus

Oft wirkte es so, als seien die Männer gar nicht mehr nötig oder auch nur vorhanden, standen doch die Frauen und ihre Botschaften im Fokus. Ob Nicole Kidman (ausgezeichnet als Beste Hauptdarstellerin in der Miniserie «Big Little Lies»), Elisabeth Moss (Beste Hauptdarstellerin in der Dramaserie «The Handmaid’s Tale») oder Laura Dern (Beste Nebendarstellerin in «Big Little Lies»: Alle betonten den Zusammenhalt mit anderen Frauen, die Wichtigkeit, die eigene Geschichte zu erzählen und damit die Kultur des Schweigens zu beenden.

Zuvor hatte Eva Longoria auf dem roten Teppich bereits von einer «Bewegung» gesprochen, die mit «Time’s Up» entstanden sei und Frances McDormand stellte in ihrer Dankesrede (Beste Hauptdarstellerin in «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri») eine «tektonische Verschiebung der Machtstrukturen in der Filmindustrie» fest. Auch bei den Anmoderationen für die Preisträger, wo die Männer entweder gerne selbst das Zepter in die Hand nehmen oder es den Frauen demonstrativ entgegenhalten, wurden immerhin feine Seitenhiebe gesetzt. Jessica Chastain etwa wies auf die ungerechte Bezahlung für Frauen hin und Natalie Portman merkte an, dass mal wieder nur Männer für die beste Regie nominiert waren. Diese schauten dann auch alle etwas betroffen in den Saal.

Bei den prämierten Herren waren nicht alle so stilsicher wie Dwayne «The Rock» Johnson, der seine 16-jährige Tochter Simone Garcia Johnson als Golden Globe Botschafterin präsentierte. Die Stichworte #MeToo oder «Time’s Up» wurden praktisch nicht bei den männlichen Preisträgern erwähnt, nur Gary Oldman (Bester Hauptdarsteller im Drama «Darkest Hour») brachte Winston Churchill und den unbedingten Willen nach «Veränderung» ins Spiel.

Ehrung für Ophra Wynfrey

Ein besondeer Höhepunkt war die Verleihung des Cecil B. DeMille Awards, dem Preis für ein Lebenswerk, an die populäre Talkmasterin und Schauspielerin Oprah Winfrey, was mit den Worten von Seth Meyers eine «solche Ehre für Cecil B. DeMille» darstellte. Winfrey, die erste schwarze Frau, der diese Ehrung zukommt, hielt die längste, kämpferische und emotionalste Rede des Abends, die auf Twitter bereits mit präsidialen Reden Barack Obamas verglichen wurde. Sie sagte unter anderem: «Zu lang wurden Frauen nicht angehört oder ihnen wurde nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, gegen die Macht von Männern aufzubegehren. Aber deren Tage sind gezählt!»

Preise wurden ganz nebenbei auch noch verliehen. Bei den Spielfilmen obsiegte «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri» mit vier Auszeichnungen über Guillermo del Toros Märchen «The Shape of Water» (zwei Preise), der sich mit dem Regiepreis trösten konnte. Fatih Akin erhielt überraschend mit «Aus dem Nichts» den Award für den besten fremdsprachigen Film. Bei den Serien waren «Big Little Lies», das in allen vier nominierten Kategorien gewann, und die dystopische Literaturadaption «The Handmaid’s Tale» (zwei Prämierungen) die Gewinner des Abends.

Der Abend der Frauen: Laura Dern, Nicole Kidman, Zoe Kravitz, Reese Witherspoon and Shailene Woodley mit dem Award für «Big Little Lies» (Bild: Mike Nelson / EPA)

«Natürlich kann man festhalten, dass auch diese Veranstaltung einmal mehr eine Nabelschau der Reichsten und Mächtigsten der amerikanischen Unterhaltungsbranche war. Natürlich ging es wieder vor allem ums Pflegen des eigenen Images, um die Routine des Reihum-Auszeichnens. Und doch fühlten sich die 75. Golden Globes wie ein erster zaghafter Schritt für Gleichberechtigung an. Leise waren die Frauen lange genug. Hoffentlich bleiben die starken Reden nicht folgenlose Lippenbekenntnisse.» Zitat NZZ

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