„Fabrikanten und Manipulanten“ im Textilmuseum St. Gallen
Das Gemeinschaftswerk ist geglückt. Acht Ostschweizer Museen haben die Geschichte der Ostschweizer Textilindustrie aufgearbeitet bzw. geschickt eingefädelt. Die einzelnen Vernissagen sind kürzlich erfolgreich über die Bühne gegangen. Trotz miesen Wetters in St. Gallen, konnte Michaela Reichel, Direktorin des Textilmuseums, an der Vernissage zahlreiche Gäste willkommen heissen.
Veranstaltungen mit interessanter Thematik und das Ganze in gute Werbung verpackt, ist immer noch erfolgreich, wie das St. Galler Beispiel zeigt. Die Textilindustrie hat ja auch die Ostschweiz geprägt wie kein anderer Wirtschaftszweig. Sie hat Spuren hinterlassen, und zwar bis heute. „Iigfädlet“, ein Begriff aus dem Textilbereich, beschreibt treffend die Zusammenarbeit der beteiligten Museen und Personen. Gemeinsam hat man etwas eingefädelt und umgesetzt. Gemeinsam behandelt man ein Thema, das zur Ostschweizer Geschichte gehört.
Ein mutiges Projekt
Kettenstich und Kinderarbeit, katholischer Drill und kreative Köpfe. Das sind einige Schlagwörter, die die wechselvolle und spannende Geschichte der Ostschweizer Textilgeschichte charakterisieren und Thema einer aussergewöhnlichen Ausstellung sind. Eine Arbeitsgruppe habe zwei Jahre lustvoll am mutigen Projekt gearbeitet, freut sich Isabelle Chappuis, Ausserrhoder Museumskoordinatorin über das gelungene Endergebnis. Michaela Reichel machte während ihrer Begrüssung einen kleinen Gedankenausflug zur Entstehung einer Ausstellung mit eben diesen lustvollen Momenten.
„Fabrikanten und Manipulanten“ lautet der Titel der unbedingt sehenswerten St Galler Ausstellung. Matthias Weisshaupt, Landamman von Appenzell Ausserrhoden nahm Bezug auf das Gesamtprojekt, im speziellen aber sprach er den sozialen Aspekt der damaligen Textilgeschichte an, mit den hellen und dunklen Zeiten des Arbeiterlebens . Es war eine harte Arbeit von morgens früh bis abends spät und oftmals für wenig Lohn. Die Arbeiterschaft, vor allem die Frauen wurden ausgebeutet. „Die Heimindustrie berührt uns mittelbar“, so der Ausserrhoder Landamman. Wir leben im Jahr 2017, jene Zeiten sind längstens vorbei, sollte man wenigstens meinen. „Doch das Elend geht weiter mit den Textilarbeiterinnen in der dritten Welt. Aufgrund der Billigwaren von dort, die bekanntlich bei uns gekauft werden, wird die Würde des Menschen verachtet“, betont Matthias Weisshaupt.
Weitere wissenswerte Informationen zu „Iigfädlet“ finden Sie in unserem Artikel „Textilland Ostschweiz- Ostschweizer Textilgeschichten“. https://www.ostschweizerinnen.ch/textilland-ostschweiz-und-ostschweizer-textilgeschichten/