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Gegen den neuen Standort des Schweizer Hexenmuseums beten fundamentalistische Christen und fordern den Raum für das Gebet

Gegen den neuen Standort des Schweizer Hexenmuseums beten fundamentalistische Christen und fordern den Raum für das Gebet

„Sie wollen wissen, was Blitzsteine und Drachenzungen sind, warum die Mistel gegen Schwindel hilft, schwarze Katzen angeblich Unglück bringen, woher das Zauberwort Abracadabra stammt und was bei den Hexenprozessen im Mittelalter und der frühen Neuzeit genau passierte?“, fragen die Betreiber des Hexenmuseums Schweiz auf ihrer Homepage. Weil es nun an einen passenderen Ort umgezogen ist, laufen religiöse Fundamentalisten dagegen Sturm.

Es geht eigentlich um traditionelles Wissen, um abstruse Heilmethoden, um die Welt des Aberglaubens und der Magie, denn die Hexerei interessiert nun einmal viele. Die Hoffnung, das Schicksal beeinflussen zu können und Böses und Krankheit abzuwenden oder zu heilen, steckt wohl in jedem Menschen.

Spannende Ausstellungen zu Themenbereichen, welche besonders die mittelalterliche Geschichte der Schweiz prägten und über 1000 ausführlich beschilderte Exponate, die sich in die magisch-mystische Welt der Hexen einordnen lassen, sind im Hexenmuseum Schweiz zu sehen. Und die Hexenverfolgung im Mittelalter und in der neueren Zeit wird detailliert thematisiert.

Ist es nun nicht auch eine Art „Hexenverfolgung“, wenn Fundamentalisten sich gegen einen Einzug des Hexenmuseums in das Schloss Liebegg ereifern? Nun, die Bewilligungen des Kantons liegt bereit und ein Crowdfunding hat auch die Mittel dafür gesichert. Nichts stünde der Eröffnung in einer Woche also im Weg – ausser eben jene religiösen Kräfte, die Teufelszeug hinter dem Ganzen befürchten.

Ein Inserat ruft dazu auf, gegen das Hexenmuseum zu beten. Es soll verhindert werden, dass es neu eröffnet wird. Bekannt ist der Urheber des Aufrufes hingegen nicht. Die Gruppierung „Gebet für die Schweiz“ erhebt Anspruch auf das Schloss und will es zu einem Zentrum des Gebetes gestalten. Es soll über die Landesgrenzen hinaus austrahlen. Der Grund liege daran, dass im Schloss Liebegg im 19. Jahrhundert eine missionarische Baronin gepredigt habe, die damals bis zu 2000 Menschen versammeln konnte.

Bereits hat der Verein zwei gut besuchte Andachten abgehalten, auch der einstige „Aargauer des Jahres“,  Hans-Peter Lang, der die Sozialstiftung Wendepunkt gründete, war mit von der Partie. Er ist aber auch Leiter des „Gebets für die Schweiz“. Hexentreiberei oder christlicher Fundamentalismus? Es gibt offensichtlich einen Interessenkonflikt. Das Hexenmuseum  thematisiert auf jeden Fall die historische Hexenverfolgung und gibt auch der Magie und Esoterik Raum.

Bedenken wir, dass die Verfolgung der Hexen und Heilerinnen, ohne die fundamentalistischen Christen, gar nicht möglich gewesen wäre. Denken wir an Frauen wie Anna Göldi, die aus heute unerklärlichen Gründen ihr Leben lassen mussten. Und denken wir besonders an das Frauenmuseum Hittisau. Dieses beschäftigt sich immer wieder mit Themen wie Hexenverfolgung und Heilung/Pflege, erhielt dafür Auszeichnungen und ist im ganzen deutschsprachigen Raum ein Begriff.  Stünde es der Schweiz nicht gut an, wenn auch hier – nebst dem Anna Göldi Museum in Glarus/Ennenda – ein bedeutsames Stück „Frauengeschichte“ den verdienten Platz erhielte?

Bild Hexenmuseum Schweiz

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