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In den Medien erklären Männer die Welt und Frauen fragen

In den Medien erklären Männer die Welt und Frauen fragen

Es gibt Unterschiede zu den Rollen von Frauen und Männern in der Medienwelt. Frauen stellen die Fragen und Männer erklären gern die Welt, so als wüssten sie, wie’s funktioniert. Besonders schlimm sieht es für Frauen über fünfzig aus.

Bislang sind selbst die Figuren in Kindersendungen überwiegend männlich. Weibliche Rollen sind fast nur interessant, wenn sie jung und schön sind. Im Auftrage von Dr. Maria Furtwängler untersuchten Prof. Dr. Elizabeth Prommer und Dr. Christine Linke die Geschlechterdarstellungen in Film und Fernsehen am Beispiel von Deutschland.

Lauter Klischees

Kürzlich wurden die Resultate der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie sind erschreckend und alarmierend, selbst wenn sie niemanden wirklich erstaunen. Die Schweizer Historikerin und Politikwissenschaftlerin Regula Stämpfli hat selbst verschiedenste Studien zu ähnlichen Themen gemacht. Sie spricht vom Einzelfall und vom Klischee, das als doof gesehen werde. «100 Klischees sind dann aber schon beeindruckend. 1000 Klischees werden Wissenschaft und 10’000 Klischees bilden in Algorithmenal gefasste sexistische Codes, die die Welt grösstenteils für jetzt und alle Zukunft gestalten..»

Es gehe bei allen Gleichstellungsfragen nicht um die Biologie, sondern um die Machtverteilung, die sich mit der Biologie verknüpfen lasse. Frauen seien auch nicht einfach Opfer und Männer Täter, doch die Diskriminierung spiele sich in den Köpfen, in Medien und im Geldbeutel ab und setze sich darüber fort. Trotz der Bestrebungen nach Gleichberechtigung seien zahlreiche Rückschritte feststellbar.

Eine Altersfrage

Besonders erschreckend ist die Studie punkto Alter: Mädchen wird von Kindsbeinen an eingetrichtert, dass Männer die Welt erklären. Jungs werden von Kindsbeinen an darauf getrimmt, alles zu können und überall dabei zu sein – denn ab 40 dürfen sie sich nur noch mit Frauen unter 40 beschäftigen, während sie ihre Zeitgenossinnen effektiv und effizient aus Job, Finanzen, Politik und Wissenschaft drängen. Hauptakteure in Film und Fernsehen sind selbstverständlich Männer.

Der Anteil der Protagonistinnen ist erschreckend gering (33%). Und selbst im Kinderfernsehen dominieren die männlichen Protagonisten mit 72 Prozent. Wohlverstanden: Die Studie redet hier von Einhörnern und anderen Fantasiefiguren oder Plüschtieren. Im Kinderfernsehen erklären durchwegs die Männer
den Kindern die Welt. Auf eine Fantasiefigur mit weiblicher Stimme kommen 9 Fantasiefiguren mit männlicher Stimme.

15 % rein weiblich

Frauen kommen in Film und Fernsehen nicht als eigenständige Subjekte, sondern als Beziehungspersonen und Partnerinnen vor. Deshalb sind Frauen einzig in Telenovelas und Daily Soaps gegenüber Männern nicht untervertreten. Hingegen kommt ein Drittel der Fernsehvollprogramme sogar ganz ohne weibliche Protagonistinnen aus – und nur 15 % ohne männliche Darsteller.

Männer jeden Alters füllen Film und Fernsehen, Frauen erscheinen nur jung. Ab 50 kommt höchstens eine Frau auf drei Männer. Krass ist die Ungleichverteilung bei den Experten: Die sind zu 79 Prozent männlich – es sei denn, es handelt sich um ein Frauen- und Gesundheitsthema.

Männer als Experten

«Mansplaining» ist also nicht nur ein Hashtag, sondern zeigt sich in allen Bereichen. Hier nun in den audiovisuellen Medien in Deutschland: Männer erklären die Welt. Dass sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten dies nicht mehr leisten können und dies schon längst nicht mehr ihrem demokratischen Gleichstellungsauftrag entspricht, erklärt sich von selbst.

Erfrischend an der Studie ist die kurze, knappe und klare Zusammenfassung in vier Punkten, die es verdienen, zitiert zu werden: «1. Frauen sind deutlich unterrepräsentiert. 2. Altersgap: Wenn Frauen vorkommen, dann als junge Frauen. Ab 30 Jahren kommen Frauen sukzessive seltener vor. 3. Männer erklären die Welt: Sie sind die Experten, Gameshow-Moderatoren, Journalisten und Sprecher. 4. The Future is equal? Nicht, wenn es nach dem Kinderfernsehen geht.»

Bild: prowlpublicrelations

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