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Männer sind im Job doppelt so begehrt wie Frauen

Männer sind im Job doppelt so begehrt wie Frauen

Sucht ein Arbeitgeber neue Mitarbeitende, sind die Männer im Vorteil. Studien zeigen, dass männliche Mitarbeitende viel gefragter sind als die weiblichen. Woran dies wohl liegen mag?

Wer nach einer neuen Stelle sucht, der kann sich nicht nur auf Inserate melden, sondern auch auf Jobportalen ein Profil erstellen. Personalverantwortliche und Chefs können sich dann geeignete Kandidaten aussuchen. Besonders in Branchen, in denen der Fachkräftemangel gross ist, wird so rekrutiert. Der Anbieter JobCloud hat zusammen mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) ausgewertet, wie diese Profile genutzt werden. Die Resultate, welche 20 Minuten vorliegen, zeigen: Profile von Männern werden fast doppelt so häufig angeklickt wie die von Frauen. Während eine Frau im Monat durchschnittlich 16 Klicks auf ihrem Profil verzeichnet, sind es bei den Männern im Schnitt 31 Klicks. Und das, obwohl Frauen häufiger auf den Job-Websites unterwegs sind: 55 Prozent der Besucher sind Frauen, 45 Prozent sind Männer.

Gesucht wird besonders in Männerdomänen

«Die Gründe für diesen markanten Unterschied können vielfältig sein», sagt Frank Hannich von der ZHAW. So sei es zum Beispiel so, dass die von Personalverantwortlichen oft nachgefragten Bereiche wie Maschinenbau, Informatik oder Bau oft Männerdomänen seien. Frauen hingegen seien eher in Bereichen tätig, in denen weniger gesucht werde. «Aktiv rekrutiert wird zudem vermehrt für Vollzeitstellen, wo die Männer ebenfalls stärker vertreten sind.» Dies sei aber nur ein Teil der Erklärung. Weitere Gründe für den Unterschied müssten nun erforscht werden. «Es könnte zum Beispiel sein, dass sich Männer einfach besser verkaufen, oder dass die Personalverantwortlichen bewusst oder unbewusst Frauen diskriminieren.» Dies lasse sich aber anhand der Zahlen aus der Studie nicht belegen.

Mögliche Familiengründung schreckt ab

Dass Männerprofile bei Recrutiern beliebter sind, überrascht Clivia Koch vom Verband der Wirtschaftsfrauen Schweiz nicht: «Es gibt im Bewerbungsprozess eine klare Diskriminierung von Frauen.» So hätten Studien gezeigt, auf die exakt gleiche Bewerbung bis zu 30 Prozent mehr Einladungen zum Bewerbungsgespräch folgen, wenn diese von einem Mann stammt.

Auch im Recruting-Bereich gebe es diesen Effekt: «Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Männer oft als karriereorientierter und belastbarer wahrgenommen werden als Frauen. Auch eine mögliche Familiengründung der Frau schreckt viele Arbeitgeber ab», sagt Koch. Diese Ungleichbehandlung geschehe aber meist unterbewusst. «Ich habe mich selbst beim Durchschauen von Dossiers schon dabei erwischt, wie ich Männer automatisch als ambitionierter eingestuft habe, obwohl dies in der Praxis überhaupt nicht so ist.»

Frauen sind leider oft bescheidener

Der Unterschied könne laut Koch aber auch im unterschiedlichen Verhalten der Bewerber liegen. «Frauen sind oft bescheidener und wollen ihre Leistungen für sich sprechen lassen, während Männer sich häufig über Wert verkaufen. Zwischen den Bewerbungen von Frauen und Männern liegen oft Welten.» Auch würden sich Frauen eher auf Jobs bewerben, deren Anforderungen sie zu hundert Prozent erfüllen würden. «Männer hingegen bewerben sich tendenziell auch auf Stellen, obwohl sie die Anforderungen nur teilweise erfüllen. Sie versuchen dann, sich geschickt zu verkaufen.»

Das Verhalten der Personaler und der Bewerber führe dazu, dass oft ein Mann für eine Stelle ausgewählt werde, obwohl es besser qualifizierte weibliche Kandidaten gebe. «Eine mögliche Lösung wäre, vermehrt auf anonymisierte Bewerbungen zu setzen und klare Anforderungskataloge zu erstellen.» Dies könne zumindest am Anfang des Bewerbungsprozesses für mehr Chancengleichheit sorgen. «Diese Massnahmen können höchstens Türen öffnen. Am Schluss muss der Mensch ins Team und ins Unternehmen passen», so Koch.

Tex und Bild: zVg 20 min

Umfrage: Warum werden Profile von Männern Ihrer Meinung nach mehr angeklickt?

9 %

28 %

10 %

13 %

34 %

6 %

Insgesamt 3347 Teilnehmer

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